wohlertfotografie

Portrait des Fotografen Benjamin Wohlert

Lange habe ich überlegt, ob ich dies hier aufschreibe… Und dann nochmal mindestens so lange gebraucht, um es auch tatsächlich zu tun.

Darf man das? Ist das zu “privat”, zu nah dran? Tu ich dem Menschen vor der Kamera damit etwas unrechtes? Will das überhaupt jemand lesen, und wird das so verstanden wie ich meine?

Wichtig: Die Bilder in diesem Beitrag sind NICHT aus dem hier beschriebenen Shooting sondern dienen nur der Auflockerung beim Lesen. Auch wenn ich daraus einige richtig gut finde, möchte ich sie nicht in diesem Zusammenhang zeigen, weil das der betreffenden Person unangenehm wäre. Natürlich habe ich auch den Namen zwecks Anonymität geändert und nenne die Person vor der Kamera hier einfach mal Yamila, weil das ein seltener Name ist und ich bis jetzt (24.05.21) noch niemanden mit diesem Namen fotografiert habe.

Dabei kamen mir zwei Gedanken: Zum einen, die vielen Rückmeldungen zu meinem igtv-Video “Über mich”, in denen das meistgenutzte Wort “authentisch” war… Dem gegenüber fühl(t)e ich eine gewisse Verpflichtung.

Der zweite Gedanke war folgender (mal irgendwo gehört und für gut befunden):

Die Wahrheit ist gut genug!

Man sieht heute so viele Faker.. Vieles wird stark aufgehübscht, Negatives nicht angesprochen und ein einzelnes tolles Ergebnis oder ähnliches bis aufs letzte ausgequetscht, um möglichst viel schönen Content auf Social Media zeigen zu können.

Das verzerrt doch irgendwie alles…

Es kann nicht alles immer super und perfekt laufen. Es kommt vor, dass ein Shooting nicht die eigenen Vorstellungen und Erwartungen erfüllt. Wenn das mal so sein sollte, dann darf und sollte das auch geteilt werden. Das ist mir einige sehr wenige Male passiert, und in diesem Shooting sehe ich eine passende Gelegenheit, darüber zu schreiben. Daher mein Entschluss, genau das zu tun und meine persönlichen Shootingbeobachtungen aufzuschreiben.

Nicht in einem Jammerton oder in irgendeiner Weise anklagend, sondern einfach nur so, offen, ehrlich.

Das ist mir sehr wichtig: Dies hier soll keine Beschwerde oder Ähnliches sein! Keine Beurteilung über jemanden, sondern einfach nur eine wertungsfreie Beobachtung. Eine Selbst-Beobachtung meiner Gefühle.

Portraitshooting in Dortmund

Es ist ein unbestimmtes Gefühl - das Gefühl, dass bei diesem Shooting mehr möglich gewesen wäre.

Diese Erwartung – noch bessere Fotos zu machen, etwas noch näheres, intensiveres festzuhalten – hatte ich nach einem sehr ausführlichen Telefonat, bei dem wir – Yamila* und ich – genau auf einer Wellenlänge waren.

Und doch kamen wir beim Fotografieren nicht so richtig in den Flow.

Bereits im Vorfeld hatten wir einige Gemeinsamkeiten entdeckt. Besonders sprach mich Yamilas* Wunsch an, etwas Neues auszuprobieren. Nachdem sie bisher hauptsächlich Street/Fashion-Bilder gemacht hatte, wollte sie nun einmal andere Fotos haben, solche, die ich als „näher dran, intensiver, authentischer, persönlicher und echter“ bezeichnen würde.

Ich hatte jedoch nicht das Gefühl, dass wir am Shootingtag an diesen Gedanken anknüpfen konnten. Unsere Gespräche blieben irgendwie oberflächlich, und so richtig der Situation verbunden fühlte ich mich einfach nicht.

Ich beobachte während eines Shootings sehr genau. Körpersprache, kleinste Unsicherheiten oder Zögern, Eigenheiten der Person, daneben natürlich Licht, Hintergrund etc… Besonders aber eben, wie sich der Mensch verhält. Wie er sich fühlt und was er denkt. Und hier ist es so, dass ich es irgendwie überhaupt nicht einordnen kann.

Zwischendurch wirft Yamila* immer wieder einen Blick in den Spiegel – Haare kontrollieren. Das unterbricht den Fluss… Vielleicht verlange ich zu viel, wenn ich hier einfach möchte, dass man sich auf mich verlässt, dass ich schon alles sehe…? Das ist doch mein Job.

Ich bemerke auch, dass ich in diesem Fall nicht einordnen kann, ob es ein Zeichen von Unsicherheit ist oder nicht – was mich wiederum unsicherer macht… Im Normalfall erkenne ich Unsicherheit und weiß sie einer Person zu nehmen.

Ich gebe ihr bewusst mehr Raum, lasse sie vor der Kamera mal machen. Immerhin hat sie auch schon einige Shootings gemacht und mehr Posingerfahrung als die meisten, die zu mir kommen. Das klappt ganz gut, doch meine einzige Posing-Anweisung, die Hände mal für eine lange Zeit ganz aus dem Bild rauszulassen, ist immer nach ein oder zwei Fotos wieder verflogen… (aktuell habe ich eine Phase, in der ich Fotos mit Händen im Gesicht nicht mag). Deshalb belasse ich es dabei, weil ich weiß, dass gerade das Beharren auf solchen Dingen leicht zu mehr Unsicherheit und insgesamt zu einer weniger natürlichen Bildwirkung führt.

Nach einiger Zeit ziehe ich mich innerlich zurück – damit meine ich, dass ich nun weniger darauf abziele, etwas Neues, Spannendes, Anderes, Außergewöhnliches zu erschaffen, sondern eher ein “normales” Shooting abspule. Dass das funktioniert, weiß ich. Die Fotos hinterher zeigen es. Ihre Reaktion beim Bilderdurchsehen hinterher zeigt es.

Und darauf kommt es schließlich an, dass der Mensch vor der Kamera zufrieden ist!

Das ist für mich immer mein oberstes Ziel, und ich hoffe sehr, es ist mir gelungen. Ich danke dir, Yamila*, für deine Zeit.

Ich konnte etwas über mich selbst in dem Shooting lernen, auch wenn ich noch nicht ganz einordnen kann, was das nun eigentlich genau für mich bedeutet.

Was hältst du von diesem “spezielleren” Einblick in das Shooting? Hast du als Fotograf oder als Mensch vor der Kamera auch schon solche Erfahrungen gemacht?

Lass es mich gerne wissen und schreib mir eine Nachricht bei Instagram.

Hier drunter kannst du jetzt noch das Feedback von Yamila* lesen, das sie mir zum Shooting geschrieben hat, bevor ich diesen Text verfasst habe. Damit du siehst, dass ein und dieselbe Situation manchmal sehr verschieden erlebt werden können. Ich hoffe, es inspiriert dich.

MEINE SHOOTING ERFAHRUNG

(beschrieben von Yamila*)

Vor dem Shooting:
Besonders positiv fand ich das Kennenlern-Telefonat bereits vor dem Shooting. Dafür hast du dir viel Zeit genommen und wir konnten auch bereits tiefgründiger über unsere Beweggründe, Ziele und Fotovorlieben sprechen. Das hat eine sehr gute Grundlage geschaffen und Vertrauen aufgebaut. Ebenso hat sich ein persönlicheres Gefühl eingestellt, da man danach wusste, mit wem man es zu tun hat, dass man ähnliche Vorlieben teilt etc.

Während des Shootings:
Die Umgebung/das Setting hatten wir im Vorhinein definiert und uns auf ein paar Ideen bzw. Moods geeinigt. Die Vorbereitung war also recht simpel und auch die Location hatte den Charakter „weniger ist mehr“. Dass man nicht viel Raum für eindrucksvolle Porträts braucht, wurde dann schnell klar. Auffällig gut war vor allem dein Auge für die richtigen Motive. Wenn etwas in die richtige, gewünschte Richtung ging, haben wir bzw. du daran festgehalten und so viele quasi perfekte Motive erschaffen. Du hast direkt gezeigt, welches Motiv du gerade einfängst und das hat mir vor der Kamera sehr geholfen, die Motive/Posen entsprechend zu optimieren.

Ebenso haben mir die vielen eingesetzten Elemente (Wind, Wasser, Tuch) gefallen. Hier hat man besonders gemerkt, wie sicher und erprobt du im Umgang damit bist. Ein Lob kann ich außerdem noch dafür aussprechen, dass du hinter der Kamera mit „führend“ bist: Das heißt, dass du mich nicht ausschließlich hast frei entscheiden lassen, wie und was als Nächstes zu tun ist, sondern dass du im Sinne einer Hilfestellung auch Tipps gegeben hast oder eben dir auch spontan Ideen kamen (Stichwort: Sonnenmoment). Das zeichnet dich als Fotografen aus, da du letztendlich den idealen Blick durch die Kamera hast und Kopfneigung, Blick, Haarposition von dir am besten beurteilt werden konnten. Das ist nicht selbstverständlich und vermutlich eins der Gründe, warum so viele Fotos so wie perfekt wurden.

Zur Shooting Atmosphäre lässt sich noch dein Bemühen um die richtige Musik ergänzen und damit das Schaffen einer noch vertrauteren Umgebung für mich als Model. Auch das vorherige Gespräch, das Teetrinken und die kleinen Pausen haben das Shooting zu einer „Rundum-Wohlfühl-Session“ gemacht und auch hier kann ich die Parallele zu den Shootings mit weiteren Profi-Fotografen ziehen. Es hat definitiv sehr dazu beigetragen, dass du dir so viel Zeit genommen hast, um auch wirklich mit einem für beide Seiten positiven Ergebnis aus der Session zu gehen. Um es nochmal abschließend zu betonen: Das Shooting kann ich damit metaphorisch am besten als „warm, offen“ bezeichnen, das heißt es ging um mehr als nur simple Fotos, sondern Fotos, die etwas ausdrücken, eine Vorstellung verfolgen, und das haben wir so wirklich ideal geschafft. Im Idealfall hätten wir die Fotos im Nachhinein noch zusammen genauer selektiert, aber das war im Endeffekt kaum notwendig, weil wir schnell gemerkt haben, welche Motive die Top-Treffer waren.

Nach dem Shooting:
Das Ergebnis der bearbeiteten Bilder ist einzigartig gut, die Zeit dafür zu warten hat sich auf jeden Fall gelohnt. Auch die Bereitstellung über dein extra Portal kann ich nur loben. Die Kommunikation ist immer auf Augenhöhe und die Pause zum „Durchatmen“ habe ich dir daher sehr gerne gegeben. Ich bin dankbar.

Diese Erfahrung hat mir (wieder einmal) klargemacht, dass es nicht so etwas wie „die Wahrheit“ gibt. Jeder hat seinen persönlichen Blick auf das, was geschieht, jeder nimmt die Dinge anders wahr und fühlt anders. Nur aufgrund unserer eigenen Eindrücke können wir noch lange nicht auf die Gefühle von anderen schließen, zumindest nicht, wenn wir die Person nicht kennen. Das sollten wir uns immer wieder klar machen, wenn wir einmal enttäuscht wurden oder nicht verstehen, wieso andere sich so verhalten haben, wie sie es getan haben. Die beste und einfachste Möglichkeit, so etwas dann aus dem Weg zu räumen, ist miteinander zu sprechen – so wie Yamila* und ich. Wir haben, nachdem wir gegenseitig unsere Texte gelesen hatten, telefoniert und ein gutes Gespräch geführt.

Reminder: Die Bilder in diesem Beitrag sind NICHT aus dem hier beschriebenen Shooting sondern dienen nur der Auflockerung beim Lesen. Auch wenn ich daraus einige richtig gut finde, möchte ich sie nicht in diesem Zusammenhang zeigen, weil das der betreffenden Person unangenehm wäre. Natürlich habe ich auch den Namen zwecks Anonymität geändert und nenne die Person vor der Kamera hier einfach mal Yamila, weil das ein seltener Name ist und ich bis jetzt (24.05.21) noch niemanden mit diesem Namen fotografiert habe.

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